Die Stadt Delmenhorst hat 2021 für die BBS II Delmenhorst Kerschensteiner-Schule den Pflegesimulator „Nursing Anne Simulator“ der Firma Laerdal angeschafft und am vergangenen Dienstag feierlich eingeweiht. Für die Anschaffung wurde ein fünfstelliger Betrag ausgegeben.
An und mit dem Pflegesimulator wird es den Auszubildenden der Berufsfachschulen Pflege, Pflegeassistenz und Persönlicher Assistenz ermöglicht, komplexe Pflegesituationen zu simulieren. Dabei können sie ihr Fachwissen und ihre Fähigkeiten sowie Fertigkeiten zunächst im Praxisunterricht realitätsnah einüben, bevor sie dieses am Patienten in den unterschiedlichen Pflegeeinrichtungen anwenden.
Schulleiter Ulrich Droste sieht darin eine große Chance: „Der Simulator ist ein Hilfsmittel, um die Verzahnung von Theorie und Praxis auf eine andere Ebene zu heben.“
Eine auswechselbare (Alters-) Haut, Pads für subkutane Injektionen, Perücken, der Wechsel zwischen den Geschlechtern oder ein Überwachungsmonitor sorgen dafür, die Erscheinung des Simulators, das Krankheitsbild oder den Schwierigkeitsgrad entsprechend dem Unterrichtsschwerpunkt schnell anzupassen, um so die gesetzten Lernziele einer generalistischen Pflegeausbildung zu erreichen. „Die Blutdruckmessung erscheint zunächst simpel und könnte gegenseitig im Praxisunterricht erfolgen. Ist diese aber eingebettet in eine Simulation, in der z. B. eine Patientin zusätzlich über Übelkeit und Schmerzen im Oberbauch klagt, der Blutdruck erhöht und die Sauerstoffsättigung erniedrigt ist, werden andere fachliche Fähigkeiten von einem Auszubildenen verlangt, die dann auch gleichzeitig eingeübt werden können, wie etwa die Kommunikation mit der Patientin oder die Entscheidung über weitere Maßnahmen in Absprache mit dem Arzt,“ betont Annemarie Fröhlich, Lehrerin für Pflege. Während der Demonstration der Funktionen des Pflegesimulators erhöht sie die Pulsfrequenz, macht Darm- und Lungengeräusche hörbar oder lässt den Simulator wehklagen, husten oder sprechen.
Wenn Ahmet Öztürk und Sebastian Brandes, beide Schüler im zweiten Lehrjahr der generalistischen Pflegeausbildung, allein im „Patientenzimmer“ eine voreingestellte Pflegesituation durchführen, ist es zum einen möglich, ihre Schritte über das Simulationssystem zu protokollieren, zum anderen kann die Situation im Nebenraum von allen anderen per Videoschaltung am Bildschirm verfolgt werden. „So dürfen hier Fehler passieren und sollen es auch, damit wir diese gemeinsam mit den Auszubildenden auswerten und darüber hinaus nach Möglichkeiten zur Verbesserung oder Handlungsalternativen suchen können,“ fasst die Teamleiterin Nicole Tiemeier den Mehrwert für die Unterrichtsgestaltung zusammen, der auch die Attraktivität der Ausbildungsmöglichkeiten im Berufsfeld Pflege an der Kerschensteiner-Schule deutlich steigern soll.
Laut Schulleiter Droste werden Letztere nach den Sommerferien erweitert, um weiterhin dem Pflegenotstand entgegenzuwirken: Mit dem Erlass des Niedersächsischen Kultusministeriums vom 1. März 2021 wurden die Voraussetzungen für den Einstieg ins zweite Jahr der Pflegeassistenzausbildung geschaffen und geregelt. Berufserfahrenen ohne pflegerische Ausbildung sowie ehrenamtlichen Mitarbeitern bietet sich so die Möglichkeit, die zweijährige Pflegassistenzausbildung in einem Jahr zu absolvieren und im Anschluss daran auch die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachfrau/zum Pflegefachmann zu durchlaufen.
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