Wir freuen uns immer wieder über Erfolgsgeschichten unserer ehemaligen Schülerinnen. Marie Erikson war 2006 Schülerin an unserer Schule und hat ihr Abitur im damaligen Fachgymnasium (heute Berufliches Gymnasium) im Schwerpunkt Ökotrophologie bei uns absolviert. Heute ist die 40-jährige Juristin Autorin und wohnt in Braunschweig. Unser Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit, Markus Weise, hat ein Interview mit Marie Erikson geführt:
Frau Erikson, Sie waren Schülerin an unserer Schule. Wann waren Sie bei uns und welche Schulform haben Sie damals besucht und warum?
Ich habe an der BBS II das Fachgymnasium für Ernährung besucht und dort 2006 mein Abi gemacht. Mir hat die Mischung aus Biologie und Chemie damals sehr gut gefallen. Ich habe auch lange Zeit überlegt, ob ich nicht Biologie studieren soll. Wenn, dann wäre es Meeresbiologie geworden. Aber leider kann man sich in dem Feld fast nur ein Projekte bewerben, die eine geringe Laufzeit haben und immer wieder um die Finanzierung kämpfen müssen. Und da ich nicht dauernd umziehen müssen wollte, habe ich davon am Ende Abstand genommen. Aber ich liebe das Meer und deren Bewohner weiterhin, aber darauf komme ich später vielleicht nochmal zurück.
Welche Erinnerungen haben Sie an die Zeit an der BBS II?
Es klingt geflunkert, ist es aber nicht, wenn ich sage: Sehr gute! Das kann ich vielleicht damit untermauern, dass ich zu meiner ehemaligen Klassenlehrerin noch immer Briefkontakt halte und ich einen meiner besten Freunde, Martin, an der Schule kennenlernte. Gut im Gedächtnis ist mir auch noch eine legendäre Skifahrt und das Salami-Baguette in der großen Pause. (Kann man das noch kaufen?) Ich war zuvor natürlich auf anderen Schulen und ich hatte bei der BBS II das Gefühl, dass die Lehrerinnen und Lehrer wirklich sehr motiviert waren und uns haben unsere Grenzen austesten lassen, aber gleichzeitig bemüht waren, uns auf das Leben nach der Schule vorzubereiten. Dabei die Balance zu finden, war sicher nicht so einfach, aber das hat aus meiner Sicht gut funktioniert.
Nein, das legendäre Baguette kann man nicht mehr kaufen. Was haben Sie nach dem Besuch unserer Schule gemacht?
Ich bin nach Hannover gezogen und habe dort mit dem Jura-Studium begonnen. Mit Hannover bin ich aber nicht so richtig warm geworden und wechselte deshalb nach dem Grundstudium nach Göttingen. Das ist eine wunderschöne Stadt und ist Oldenburg ähnlich. Im Jura-Studium muss man sich viel selbst erarbeiten (etwas, auf das uns die Lehrerinnen und Lehrer an der BBS II behutsam vorbereitet hatten, und das mir dann sehr geholfen hat) und viel lesen. Als Buchhändlerinnen-Tochter kein Thema! Meine Doktorarbeit habe ich dann auch in Göttingen geschrieben und zwar im Bereich des Medizinrechts.
Erzählen Sie uns ein bisschen von Ihrem Weg zur Autorin.
Der Wunsch, mal ein Buch zu schreiben, war schon immer da. Also habe ich mich irgendwann für eine Schreibschule angemeldet, weil ich das Handwerk erlernen wollte. Um mich bei Verlagen bekannt zu machen und mich auszuprobieren, habe ich dann ein paar Kurzgeschichten geschrieben und eingereicht. Und die kamen gut an, sodass ich dann für weitere Projekte angefragt wurde.
Sie haben einige Bücher geschrieben. Erzählen Sie von ihnen und wo sind sie erschienen?
Ich schreibe Phantastik, also Horror, Science Fiction und Fantasy. Horror schreibe ich vor allem bei John Sinclair. Da geht es in der Regel ziemlich blutig zu und da kann ich aber auch die Liebe zum Meer ausleben (ha, ich hatte ja oben bei der Meeresbiologie angekündigt, dass darauf noch einmal zurück komme!). In meinem ersten Sinclair-Roman habe ich die Sage um den Klabautermann aufgegriffen und John Sinclair eine Figur an die Seite gestellt, die meinem Bruder nachempfunden ist, der in Delmenhorst lebt. Bei den „Zombies des Sir Franklin“ habe ich mich der Suche nach der Nordwestpassage von Sir John Franklin bedient, bei der man bis heute nicht weiß, was mit den zwei Schiffen und den 129 Mann Besatzung geschehen ist. Der Titel verrät, wohin die Reise bei mir geht. Aber auch hier wieder: Ein „Meer“-Thema. Generell mag ich es sehr, reale Ereignisse und Fiktion zu mischen und die Leser rätseln zu lassen, wo die Grenze verläuft.
Science Fiction schreibe ich bei PERRY RHODAN, hauptsächlich in deren Miniserien. Das ist die am längsten laufende Science Fiction der Welt. Seit 1961 erscheint jede Woche ein Heft. Der Umfang der Serie beläuft sich damit auf mittlerweile 560 Harry Potter Bände, wie Andreas Eschbach einmal ausgerechnet hat, der immer mal wieder einen Gastroman zu der Hauptserie beisteuert. Aber keine Sorge, man kann jederzeit einsteigen und muss nicht bei Heft 1 anfangen.
Fantasy habe ich dann mit meinem Roman „Sterbendes Blut“ abgedeckt, der im Drachenmondverlag erschienen ist. Es geht in dem Roman um Vampire im viktorianischen London. Warum gerade dort? Ich liebe die Zeit und den Ort, bin großer Sherlock Holmes Fan und Mitglied der deutschen Sherlock Holmes Gesellschaft, und wollte daher gern eine Geschichte erzählen, die in der Sherlockianischen Zeit spielt. Natürlich habe ich mir auch da wieder reale Ereignisse genommen, um die ich dann meinen Roman herumstricke. Ohne zu spoilern kann ich allerdings gerade nicht sagen, welche das sind.
Das Buch ist als Hardcover-Ausgabe nur direkt beim Verlag erhältlich, ansonsten als Softcover und eBook auf allen gängigen Plattformen oder im Buchhandel (besucht Buchhandlungen! Es ist toll dort!). Ganz witzig ist außerdem, dass ich „aus Versehen“ ein Sachbuch über Hexenverfolgung geschrieben habe. Ich wollte ein Buch über Hexen schreiben und habe zu dem Thema recherchiert, weil ich wieder wahre Begebenheiten aufgreifen wollte. Dabei habe ich so viel Material gesammelt, dass sich daraus ein eigenes Büchlein ergeben hat. Zu dem Buch habe ich dann auch diverse Vorträge zur Hexenverfolgung und Richtstätten in der braunschweiger Region gehalten. Das hat viel Spaß gemacht, weil ich da natürlich nochmal ein ganz anderes Publikum hatte, als bei Lesungen zu Sinclair, Rhodan oder Sterbendes Blut.
Sie haben gesagt, dass Sie Juristin sind. Was sind Ihre Aufgaben und warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?
Ich bin Justiziarin in einem wissenschaftlichen Institut, das sich mit der Forschung von Mikroorganismen, Pflanzenviren und Zellkulturen befasst. So ganz bin ich also auch als Juristin nicht von der Biologie weggekommen. Meine Aufgaben sind vielfältig, aber am meisten freut es mich, wenn ich mich daran beteiligen kann, internationale Forschungskooperationen auf den Weg zu bringen und die vertragliche Grundlage dafür zu schaffen, dass Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ihre Arbeit machen können, um uns allen eine gute Zukunft zu ermöglichen.
Welche beruflichen Tipps können Sie unseren Schülern und Schülerinnen mit auf den (Lebens-)Weg geben?
Ergreift einen Beruf, der euch Freude bereitet, denn dann seid ihr darin auch erfolgreich. Ein Job bleibt ein Job und er wird nie jeden Tag zu 100% Spaß machen. Aber wenn ihr mit dem Herzen dabei seid, wird euch das Aufstehen morgens leichter fallen.
Vielen Dank, für das Gespräch.
Ich habe zu danken.
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