Das Geschäft mit dem Glücksspiel floriert. Allein in Niedersachsen wurden im vergangenen Jahr 530,1 Mio € an Geldspielautomaten verspielt, das bedeutet einen monatlichen Spieleinsatz von 44,2 Mio € bzw. 1,5 Mio € pro Tag!
In Delmenhorst wurden 2017 an Geldspielgeräten 6,529 Millionen € verspielt. Das sind 17887,24€ am Tag. Gezählt wurden hierbei die Bruttospielerträge aus den legalen Geldspielgeräten in den Gaststätten und Spielhallen in Delmenhorst, die Automaten, die in manchen Hinterzimmern hängen oder die Sportwettcafes werden nicht berücksichtigt.
In Delmenhorst ist der Aktionstag in diesem Jahr in der BBS II zu Gast. Das Präventionsteam der drob wird über die Faszinationsanreize, aber auch die Risiken und Gefahren rund um das Glücksspiel aufklären. In der Schule werden Poster aufgehängt, die jeweils eine Aussage zu Glückspiel bzw. Sportwetten zeigen. Bsp.: „Wer glücksspielsüchtig ist, ist selber schuld!“ oder „Sportwetten sind kein Glücksspiel.“ Unter jeder Aussage (also auf jedem Poster) haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, eine Strichliste neben den Antwortmöglichkeiten: „Stimmt!“, „Stimmt nicht“ oder „keine Ahnung“ zu ergänzen.
Glücksspielsucht ist nach Alkohol-, Nikotin-, Medikamenten- und Drogenabhängigkeit die fünfhäufigste Suchterkrankung und die häufigste nichtstoffgebundene Abhängigkeitserkrankung. Bei dieser Verhaltenssucht werden dem Körper keine psychotropen Substanzen zugeführt. Das bewusstseinsveränderte Erlebnis entsteht durch körpereigene biochemische Veränderungen. So kann das Spiel um Geld negative Gedanken, Angst, Minderwertigkeitsgefühle und depressive Stimmungen verdrängen, Spannungen und Gefühl von Unlust und Langeweile abbauen. Um diese Wirkung aufrechtzuerhalten, ist eine Dosissteigerung, also die Erhöhung der Einsätze und die Steigerung der Spielintensität, -Dauer und –Häufigkeit notwendig.
In Niedersachsen können zwischen 25.000 und 64.000 Menschen als glücksspielsüchtig bzw. –suchtgefährdet definiert werden. Die Zahl der Betroffenen in Delmenhorst wird auf über 1000 Personen geschätzt.
Mehr als 60% der Jugendlichen haben schon erste Erfahrungen mit Glücksspielen. Gerade junge Menschen mit 14, 15 oder 16 Jahren sind für die Risiken des Glücksspielens besonders empfänglich. Wenn Sie einen kurzzeitigen Erfolg erzielen, führt dieses häufig zu einer Überschätzung der eigenen Fähigkeiten. Die Gefährdung für eine spätere Problementwicklung ist groß. Die Kenntnis einer Sportart und das Beobachten von Spielverläufen suggerieren eine erhöhte Chance, den richtigen Tipp abzugeben. Auf Schulhöfen gehören Diskussionen über Sportergebnisse, todsichere Tipps und die besten Quoten zum täglichen Gespräch. Viele Jugendliche versuchen ihr Taschengeld mit vermeintlich sicheren Tipps aufzubessern. Unter 18 Jahren dürfen sie nicht wetten, vielfach können sie es trotzdem. Der Jugendschutz, welcher Minderjährigen die Spielteilnahme untersagt, wird seitens der Anbieter häufig nicht ernst genommen.
Die Angebote für Sportwetten finden sich aller Ortens: im Internet, auf dem Handy, in Cafés oder Wettbüros. Die Teilnahme ist einfach, die Quoten verführerisch – ein wenig Sportkenntnis und der Gewinn scheint in greifbarer Nähe. Aber du kannst nicht kalkulieren, wie ein Spiel ausgeht, sonst wären wir alle schon längst reich.
„Schreddern wäre eine Alternative“
Spielsüchtige sind oft verschuldet: 30% der Spieler haben mehr als 10.000 € Schulden. 10% der Spieler haben mehr als 50.000€ Schulden. Das verspielte Geld und die Konsequenzen daraus haben bereits viele Familien ruiniert. Sie leiden unter den weitreichenden negativen psychosozialen und materiellen Folgen wie hohen Spielschulden, wirtschaftlicher und sozialer Notlage bis hin zum Verlust des Arbeitsplatzes.
Um das zu verdeutlichen, kann in der BBS II am 25.9.19 symbolisch Geld geschreddert werden. Auf der Vorderseite des Papierscheins ist das Abbild eines 500,- bzw. 100,- Euroscheines zu sehen. Auf der Rückseite der „Banknoten“ stehen die Kontaktdaten der Anonymen Drogenberatungsstelle Delmenhorst.
Ihre Ansprechpartnerin:
Simone Beilken – Glücksspielsucht Beratung und Prävention
Anonyme Drogenberatung Delmenhorst
Scheunebergstr. 41- 27749 Delmenhorst
Tel.: 04221-14055
info(at)drob-delmenhorst(dot)de
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