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Dez 08

Holocaust-Zeitzeuge Ivar Buterfas-Frankenthal zu Gast

Ivar Buterfas-Frankenthal – einer der letzten Holocaust-Zeitzeugen – hielt vergangenen Freitag eine beeindruckende Lesung in der Aula unserer Schule. Die Aula war mehr als voll, so dass noch weitere Stühle bereit gestellt werden mussten. Die Schülerinnen und Schüler kamen aus unterschiedlichen Schulformen (z.B. Berufliche Gymnasien, Fachschule Sozialpädagogik, Berufsfachschule Sozialpädagogische Assistenz). Auch Delmenhorst Bürgermeister Hermann Thölstedt war vor Ort sowie Vertreter der jüdischen Gemeinde bzw. des Freundeskreises der Jüdischen Gemeinde Delmenhorst.

Ivar Buterfas-Frankenthal wurde 1933 in Hamburg geboren. Sein Vater wurde ins Konzentrationslager Esterwegen deportiert. Seine Mutter, Ivar und seine Geschwister überlebten nur aufgrund eines Tipps die Deportation und harrten in Keller-Löchern aus, bis die Briten die Stadt besetzten. Ivar Buterfas-Frankenthal erhielt 37 hohe internationale Ordnen und Preise. 2020 wurde ihm das Verdienstkreuz Erster Klasse verliehen. Er vermittelte bereits über 1.500 Mal, seit den 80er Jahren, Kindern und Jugendlichen seine Lebensgeschichte. (Quelle: NDR)

In seiner Lesung berichtet der 90-jährige über die damaligen Erlebnisse und die Machtergreifung der Nationalsozialisten. Er ist „Halbjude“: Sein Vater war Jude, seine Mutter war christlich. Solche Beziehungen waren damals verboten. Er war jahrelang staatenlos und wurde von Mitschülern gepeinigt. Während des Krieges kämpfte die Familie ums Überleben in zerbombten Kellern. Auch wie er noch nach dem Krieg um die Staatsbürgerschaft kämpfen musste, war eines seiner Themen. Natürlich erzählte er auch von Besuchen in Konzentrationslagern und wie er sich Ende der 80er Jahre beruflich verändern musste.

Am Ende der Lesung hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit Fragen zu stellen. Viele nutzen die Gelegenheit  einem der letzten Zeitzeugen eine Frage zu stellen. Eine Schülerin wollte wissen, ob es eine Entschädigung für das leid gab. Eine andere wollte wissen, was für positive Erlebnisse Herr Buterfas-Frankenthal mit Freunden hatte. Gab es Bekannte aus der Kindheit, die sie nach Jahren wieder gesehen haben?, wollte eine andere Schülerin wissen. „Wie haben Sie die schlimmen Erfahrungen verarbeitet?“, „Fühlen Sie sich aktuell sicher?“, „Was war Ihr Traumberuf?“, „Wie haben Sie Ihrer Frau von den Ereignissen erzählt?“ oder „Konnten Sie Frieden mit der damaligen Zeit schließen?“ waren nur einige der Fragen. Alle fragen beantwortete er ausführlich mit Erlebnissen aus seinem Leben. Einen besonders rührenden Moment gab es, als eine Schülerin wissen wollte, wie sich das Ehepaar kennengelernt hat. Dagmar und Ivar Buterfas-Frankenthal sind bereits seit über 70 Jahren verheiratet.

Nach der Lesung konnten die Zuhörer und Zuhörerinnen sein ihr Buch „Von gang, ganz unten“ erwerben.

Fotos: Martin Ohm